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Ankündigung Poetry Slam am 16. Oktober 2011

Sonntag, 16.10.2011
E-Werk, Erlangen
(Clubbühne)
Einlass 19:30 Uhr
Beginn 20:30 Uhr
Eintritt 6€

Der Poetry Slam macht die Bühne zu einem Ort, an dem Albernes auf Erhabenes trifft, Extremes auf Subtiles und die hohe Kunst des Dichtens auf eine ganze Menge Spaß: Spoken Word Performances auf der Höhe der Zeit, kristallene Lyrik, geschmeidige Rap-Texte, kunstvoll vorgetragene Epen und wilde Kurzgeschichten von der banalen Momentaufnahme bis zur apokalyptischen Vision – nichts muss, alles kann! Doch ganz gleich, welches Genre und welches Niveau, ob dilettantisch oder virtuos vorgetragen – für 8 Minuten gehört jedem Teilnehmer des Dichterwettstreits die Bühne und die Aufmerksamkeit des Publikums, das schlussendlich den Sieger bestimmt. Aber eines ist gewiss…

Welche Slam-Poeten steigen im Oktober in den Ring?

Robin Mesarosch (Sigmaringen)
Kaleb Erdmann (München)
Clara Nielsen (Bamberg)
Harry Kienzler (Tübingen)
Bybercap (Erlangen)
Paddi & Osama (Nürnberg)
Loony Lorna (Schwandorf)
Sage Dragon (Forchheim)
Lucas Fassnacht (Erlangen)

Eröffnen wird die Oktober-Show der aus dem Iran geflohene Dichter Saadi Safavi. Wir erhalten damit die seltene Gelegenheit, einmal Klang und Wirkung persischer Lyrik erleben zu dürfen. Damit außerdem der Inhalt nicht verborgen bleibt, wird auch für eine Übersetzung gesorgt sein.

Doch das war noch nicht alles, was am 16.10. im Rahmenprogramm des Erlanger Slams passieren wird, denn wir freuen uns neben Herrn Safavi auf zwei weitere passionierte Künstler:

Nikita Gorbunov (Stuttgart)
Foto by Benny Ulmer
Nikita Gorbunov wurde in Moskau geboren und im Zuge der Wende bis nach Stuttgart gespült, wo er heute durch seine Performance-Lyrik und Live-Hörspiele, vor allem aber durch sein melancholisches Singer-Songwriting mit Gangsterrap-Einflüssen zu den großen Namen der Underground-Kultur zählt. Denn auf der Bühne kocht Nikita künstlerischen Borschtsch. Die unverschämten Sprüche aus dem Rap, die lyrische Performance der Slam-Poesie und seine Geschichte als Einwanderer in Deutschland verquirlt er mithilfe abgedrehter Effekte zu einem dichten, duftenden Eintopf. Zynische Scherze schwimmen darin, Erbsen, Möhren, Sounds, klein geschnittener Zeitgeist und passierte Heimat. Gereicht wird das ganze in hübsch kantigen Förmchen: als Song, als Rap-Ballade oder auch als skurriles Live-Hörspiel. Das macht satt und schickt gewaltig.

Matthias Grabow (Stuttgart)

Der in Ostwestfalen-Lippe geborene Schriftsteller erlebte bei den sogenannten Wohnzimmerlesungen die Gründungstage des Poetry Slams Mitte der 90er Jahre in Hamburg mit (wo dieses Jahr die größten Poetry Slam Meisterschaften der Welt stattfinden werden) und ist heute nicht nur in seiner schwäbischen Wahlheimat den Freunden ambitionierter Bühnenpoesie ein Begriff. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten hat der Doktor der Philosophie kürzlich einen Roman veröffentlicht, der sich deutlich von der Flut der belletristischen Neuveröffentlichungen abhebt und euch deshalb wärmstens ans Herz gelegt sei. Am 16.10. wird Grabow einen kurzen Auszug aus Hanna präsentieren.

Hanna ist die Geschichte einer kurzen Liebe in den Zeiten der Gentechnik. Sie zeigt die Grenzen des Rationalismus auf und ist zugleich eine Parabel auf die Unmöglichkeit, sich dem kollektiven Unbewussten zu entziehen. Mit feinem Gespür für Ruhe und Tempo, laute und leise Töne erzählt der Autor vom Versuch zweier Menschen, sich über unsichtbare Distanzen hinweg näher zu kommen. Dabei verschwimmen Träumen und Wachen, Mythen und Wissenschaft zu einem magischen Realismus, wie ihn die deutschsprachige Literatur lange nicht mehr erlebt hat. (213 Seiten. 14,00 EUR, Renneritz Verlag)

 

Rückblick auf den Poetry Slam September 2010

Nach einem äußerst angenehmen und sehr stimmungsvollen Saisonauftakt bleibt zu sagen:
Unser gestecktes Ziel, das Programm etwas zu verknappen, um bereits gegen 23 Uhr fertig zu sein, wurde erstmals erreicht 😉 und der Abend war trotzdem eine mehr als runde Sache. Die Befürchtungen, unser Umzug von der Keller- in die Clubbühne könnte der Atmosphäre abträglich sein, bewahrheiteten sich nicht. Das E-Werk hat wirklich einen tollen Job gemacht (wofür wir uns ausdrücklich und herzlich bedanken möchten!) und den frisch renovierten kleinen Saal im Obergeschoss durch eine fette Soundanlage, fantastische Beleuchtung, effiziente Stuhlreihen und sogar einen kleinen Bereich mit Sofas und Tischen zu einer perfekten Slamlocation gemacht. In der Kellerbühne wäre es für die knapp 210 Zuschauer auch richtig richtig eng geworden, wohingegen die Clubbühne ideal gefüllt wirkte, aber trotzdem noch ausgezeichnet begehbar war. Und wir haben noch Platz für einige Extrastuhlreihen, wenn nächsten Monat (Slam am 17.10.) die Studenten wieder kommen…

Die große Hupe wartet (Foto by Running-Duck)
Die große Hupe wartet (Foto by Running-Duck)

Im Rahmenprogramm traten diesmal zwei Erlanger Geschwister in Erscheinung: The Mautz Brothers, zwei Musiker mit Leib und Seele, die ihr Handwerk meisterhaft beherrschen – wovon wir uns am 19.9. mit sechs toll interpretierten amerikanischen, englischen und deutschen Folksongs und einer Zugabe nachdrücklich überzeugen konnten. Auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen, liebe Mautz-Brüder!

Harry Kienzler aus Tübingen eröffnete den Wettbewerb eindrucksvoll mit einem flammenden, wohl auch symbolischen Pladoyer für die Ladegeräte dieser Welt, die stummen unsichtbaren Helden des Alltags. Sage Dragon aus Forchheim inszenierte seine lyrische Poesie in mehren Strophen und romantischem Tenor. Björn Dunne, der u.a. in Prag aufgewachsene gebürtige Ire aus München, der übrigens auch schon mal einige Zeit in Nürnberg und Fürth gelebt hat, bot mit „Von Greifvögeln und Brieftauben“ lupenreine Spoken Word Poetry auf hohem Niveau. Debütantin Valentina Deutsch aus Erlangen ließ auf der Bühne nichts mehr von ihrer Aufregung von vor der Show erkennen und überzeugte bei ihrem sympathischen Erstauftritt mit einem philosophischen und einem sehr erotischen Text – passend veredelt von ihrem russischen Akzent. Björn Dunne entschied die Runde für sich.

Björn Dunne (Foto by Running-Duck)

In Runde Zwo stieg Bo Wimmer aus Marburg mit einem nicht nur die Zuschauer schwer beeindruckenden Text über das an Hand einer desolaten Beziehungssituation dargestellte Auflösen des Außergewöhnlichen im Fluss der Routine. Dem gegenüber entwarf Marvin Suckut aus Vaihingen/Enz einen starken Kontrast mit seiner verspielten und gegen Ende sowohl hymnischen als auch schlüpfrigen Ode an die betörende Lady Musik. Der Fellbacher Faby Neidhardt, übrigens (als einer von nur ganz wenigen) akkreditierter Student der Sprechkunst, machte den Saal kurzerhand zum U-Bahnwaggon und gleichfalls zum Schauplatz einer zunächst ebenso ungewöhnlichen wie später beeindruckenden Spontan-Seminarszene, in der einige Zuschauer kurzerhand zu Mitspielern gemacht wurden. Den Abschluss in Runde Zwei machte der für den abwesenden Dennis Braun eingesprungene Erlanger Turnkey Facility mit einem kurzen, aber schönen Text über die wahre Kunst hinter dem Menschsein. Rundensieger wurde in einer extrem knappen Abstimmung Faby Neidhardt.

Faby Neidhardt (Foto by Running-Duck)

Das starke Finale zwischen Björn Dunne und Faby Neidhardt führte unausweichlich zu einem harmonisch zelebrierten Doppelsieg der beiden jungen Herren und setzte einen passenden Schlusspunkt hinter einen glänzenden Abend.

Wer mehr über den Abend lesen möchte, den empfehlen wir das Review aus dem Reflexmagazin

Saisonbeginn Poetry Slam am 19. September 2010

Die Sommerpause ist vorbei – wir starten in die neue “Spielzeit”;)

Sonntag, 19.09.2010
E-Werk, Erlangen (Clubbühne)
Einlass 19:30 Uhr
Beginn 20:30 Uhr
Eintritt 6€

Mit einer neuen Saison kommen auch neue Gesichter: Mehr als die Hälfte aller bisher angemeldeten Teilnehmer beim poetischen Schlagabtausch am 19.09. steht zum ersten Mal auf der Erlanger Slam-Bühne. Freut euch auf vielreisende professionelle Bühnenpoeten, die in Erlangen Station machen, auf waschechte Debütanten, die die Überraschung auf ihrer Seite haben, und auf liebgewonnene alte Bekannte, die nichts desto trotz neue Texte mitbringen.

Wir erwarten u.a.:

Björn Dunne (München)
Bo Wimmer (Marburg)
Fabian Neidhardt (Fellbach)
Harry Kienzler (Tübingen)
Valentina Deutsch (Erlangen)
Dennis Braun (Erlangen)
Marvin Suckut (Vaihingen/Enz)
Sage Dragon (Forchheim)


Für das Rahmenprogramm wird diesmal – nachdem schon häufiger von Zuschauern darauf angesprochen – Moderator Jan Siegert selbst sorgen. Seit 3 Jahren findet man ihn (neben seiner Funktion als Conférencier des Erlanger Slams) Monat für Monat als Ensemble-Mitglied der Lesebühne 7PS auf der Bühne, wo er literarisches, mitunter biographisches Kabarett betreibt. Vor seiner Lesebühnenzeit stand er als Bühnenpoet 7 Jahre lang auf den Slambühnen Deutschlands und machte so manche Meisterschaften unsicher. Am 19.9. präsentiert er Auszüge aus seinem eigenen Programm, welches wohl „Spannende Prozesse“ hieße, wenn es denn einen Namen hätte.

Aber natürlich gibt es auch Musik im Rahmenprogramm!

The  Mautz Brothers

Christoph & Mattias Mautz – 2 Brüder, 2 Gitarren und 2 Stimmen wie aus einem Guß – stilsicher bewegen sie sich zwischen Anspruch und Eingängigkeit. Freut euch auf authentische englische & amerikanische Folkmusik, gespielt in eigenen Interpretationen von den Mautz Brothers.

Anmeldungen zur Teilnahme sind derzeit noch möglich.
Schreibt einfach eine Email an
slamanmeldung@web.de
oder meldet euch direkt vor Veranstaltungsbeginn an der Kasse.
(Poeten/innen erhalten freien Eintritt)

Man sieht sich, man hört sich!

Poetry Slam Erlangen September 2010

Rückblick auf den Slam am 21. Juni 09

Der Fotokünstler Crosa hat den Abend in Bildern festgehalten Vielen Dank für die tollen Portraits, die wie immer die Wirklichkeit auf eine faszinierende Weise zu übertreffen scheinen. Oder eben in konzentrierter Form wieder geben.

http://www.flickr.com/photos/facing-my-life/sets/72157620157980411/show/
und http://www.facing-my-life.de/2009/06/23/erlangen-noch-einmal-vor-der-sommerpause/

Auch wir möchten noch einige Bilder beisteuern, die den Abend aus anderen Perspektiven zeigen: Publikum, farbenfrohes Bühnenchaos und Backstage. Hier der Link zu unserem seit Crosas Erscheinen etwas eingestaubten Flickr-Account.

http://www.flickr.com/photos/76412555@N00/sets/72157620528769272/show/

Einen energiesprühenden Auftritt legten zu Beginn die Koffer-Rocker (Eigendefinition der Band) von Melanchtonay hin und begeisterten aus dem Stand heraus mit ausgelassen performten und temporeichen Songs aus eigener Herstellung. Mehr Infos und Auftrittstermine unter www.myspace.com/melanchtonay

Den Wettbewerb eröffneten die beiden Bühnendebütantinnen Julia und Jessi, die sich einander bei ihren kurzen, aber sehr lyrischen Textvorträgen zur Seite standen – Julia bedichtete die „Hülle aus Geist“, Jessis „Stummer Schrei der Stille“ folgte auf dem Fuße. Danach teilte Martin Geier eine orgiastische , jury-zerfleischende Slammerphantasie mit uns, im zweiten Text ein erotisch-verruchtes Blutplasmaspende-Abenteuer. Katharina Spengler nahm die Bahn(-Reisenden) prosaisch aufs Korn, um sich schließlich mit einem weiteren Text zu unserem Betrüben vorerst wegen Umzug nach Passau aus Erlangen zu verabschieden, weshalb sie an jener Stelle eine wortgewaltige und inbrünstig anmutende Hasserklärung an ihren neuen Wohnort abgab. Katharina, komm bald wieder!! Im Anschluss beschäftigte sich Andy Strauß auf die ihm eigene, unverwechselbare Art mit seiner neuen Küchenuhr, häuslicher Gewalt, Notmord und zufälliger Liebe. Arlinda Brühl alias Libelle gab freimütig zu, auf Comedy zu pfeifen und lieber Gefahr zu laufen, sich mit feinstimmiger Lyrik lächerlich zu machen, was jedoch nicht passierte, denn das Publikum wusste ihre sehr persönlichen Texte zur illusionären Tatsächlichkeit der Liebe und der Entmenschlichung an Landesgrenzen durchaus zu schätzen. Der Sieg in Runde Eins ging jedoch glasklar an den gebürtigen Ostfriesen Andy Strauß.
Runde Zwei wurde durch den abwesenden Markus Lukas „eröffnet“, so dass plötzlich schon Schlumpf auf die Bühne gerufen wurde, in dessen Text ihm seine eigenen Worte noch unzureichend erschienen, um zu beschreiben, wie er die Welt aus den Augen eines geliebten Wesens sehen würde. Greta Schlereth ließ einen wilden Mädels-Partyabend in alkoholischer Hochgeschwindigkeit ablaufen, der trotz sensationellem Pegel ernüchternd zu Ende ging. Die Geschichte von Hanz, dem nächsten Slammer, illustrierte ebenfalls einen zügellosen Discoausflug, diesmal eine Singleparty, anlässlich der sich der literarische Protagonist das Ziel gesetzt hatte, von möglichst vielen Frauen einen Korb zu kassieren, wodurch er schließlich von einer „Venusfalle“ gefressen wurde. Harry Kienzler setzte ein dramatisches Studenten-WG-Erlebnis theatralisch in Szene: Von den Ausdünstungen des übervollen Biomülls halluzinierend schuf er ein Kompostmonster und schickte es seinem bei Satan in Sold stehenden und zum Werwolf mutierten Mitbewohner auf den haarigen Hals. Turnkey Facility beendete schließlich die zweite Runde mit einem (und seinem ersten) ernsten Text gegen das Unmenschliche in all seinen Ausprägungen. Als Applausstärkster von Runde Zwo zog Hanz ins Finale ein.

Im Finale steigerte sich Andy Strauß ins Dasein eines Gangster Rappers hinein und Hanz öffnete seinen von lebenden Lebensmitteln in angestrengtem Sozialgefüge bewohnten Kühlschrank. Das Publikum befahl den sofortigen Doppelsieg. Glückwünsche an die beiden Gewinner Hanz und Andy Strauß!

http://www.myspace.com/poetryhanz

www.establishmensch.de

Einen melodischen Ausklang bescherten uns zum Abschied in die Sommerpause noch einmal Melanchtonay – trommelnd, djembend, rockend und singend. Danke auch für euren Song „Der beste Slam meiner Stadt“! Mit Sicherheit werden etliche Zuschauer euch bei eurem nächsten Auftritt in der Gegend einen Besuch abstatten. Und beim Erlanger Slam könnt ihr gern mal wieder spielen!