Ankündigung: 7 Jahre Erlanger Slam – die Jubiläumsshow

Sonntag, 18. Januar 2009
Erlangen, E-Werk, Saal

Einlass: 19 Uhr
Beginn: 20 Uhr

AK 7 Euro
VVK 6 Euro
(Tickets an allen Vorverkaufsstellen)

Am 20. Januar 2002 – nahezu zeitgleich mit der Einführung des EURO als Bargeld – fand der erste Erlanger Poetry Slam in der Kellerbühne des E-Werks statt. Aus diesem Testballon entwickelte sich über die Jahre eine bis heute fortbestehende erfolgreiche Kooperation des Teams von e-poetry.de mit dem E-Werk.

Am 18.01.2009 wird der E-Poetry-Slam schließlich das sogenannte „verflixte siebte Jahr“ hinter sich gelassen haben. Dies allein schon ist Anlass zu Fest & Freude, „erschwerend“ kommt allerdings noch dazu, dass das sich nun seinem Ende nähernde siebte Bestehensjahr zugleich das erfolgreichste in der Geschichte des Erlanger Slams gewesen ist und mit der Ausrichtung der fränkischen Meisterschaften im Juni 2008 vor trotz hochsommerlicher Temperaturen nahezu ausverkauftem Haus im großen Saal des E-Werks den vorläufigen Höhepunkt in der Geschichte der Veranstaltungsreihe verzeichnen konnte.

Am Sonntag, den 18. Januar 2009, zieht der Erlanger Slam also wieder um in den Saal des E-Werks, um sieben ebenso erfolgreiche wie abenteuerliche Jahre mit gebührendem Aufwand zu feiern.

Einerseits wird es wie gewohnt einen Poetry Slam geben, also einen Wettkampf der Bühnenpoeten, bei dem sowohl Hobbydichter als auch gestandene Bühnenprofis und renommierte Autoren durch einen möglichst mitreißenden Vortrag um die Gunst des Publikums kämpfen, welches dann schlussendlich den Sieger küren wird. Wie immer können sich Kurzentschlossene noch am Abend des Slams in die Offene Liste eintragen und am Bühnenwettbewerb teilnehmen, sofern die Poetenfee den entsprechenden Namen aus dem Lostopf zieht.

Dazu gibt es ein Rahmenprogramm aus Musik, literarischem Kabarett, Beatboxing und Freestyle-Rap, das in dieser Kombination noch nie in Deutschland zu sehen war. Auf Grund des ebenso freudigen wie gewichtigen Anlasses wurden keine Kosten und Mühen gescheut und ausschließlich Gastkünstler eingeladen, die jeder für sich allein schon die Reise ins E-Werk wert wären:

Jan Koch auf der Bühne ist ein Ereignis von höchster Intensität. Ob in bissiger Ironie oder leiser Trauer: die Texte sind von entwaffnender Ehrlichkeit, dabei aber filigran gebaut und unerhört schlagkräftig. Die Melodien gehen direkt ins Herz, ohne schlicht zu sein. Beim großen Singer Slam im Hamburger Schauspielhaus errang der Berliner 2008 den ersten Platz und setzte sich gegen namhafte Konkurrenz wie Gisbert zu Knyphausen durch. Sein Hass-Song auf Berlin hat in seiner Heimatstadt längst Kultstatus erlangt, seine Fangemeinde ist treu und vermehrt sich schnell. Jan Koch ist ein exzellenter Liedermacher. Aber er wird den Begriff neu definieren.

Jaromir Konecny gehört mit seinen über 60 Siegen zu den Legenden der deutschen Slamszene und war in den Jahren 1999 und 2000 jeweils deutscher Vize-Meister. Den Fritz-Hüser-Preis nennt er ebenso sein eigen wie den Haidhauser Literaturpreis, auf unzählige Buch- und CD-Veröffentlichungen blickt der gebürtige Prager mit dem unwiderstehlichen Humor und dem charmanten Akzent zurück. Bisher haben es die Organisatoren noch nie geschafft, ihn zum Erlanger Slam zu holen. Am 18.01.09 wird dieser Missstand behoben.

Nikita Gorbunov, Urenkel des weltberühmten Schriftstellers Lew Kopelew, wurde in Moskau geboren und im Zuge der Wende bis nach Stuttgart gespült. Seine ersten lyrischen Gehversuche unternahm er als Rapper „Sajuz“, doch mit der Verrohung des deutschen Hip-Hops erkannte er die Zeichen der Zeit und brach auf zu den Ufern des „Liedermachings“. Seine Herkunft spiegelt sich deutlich in seinen Liedern wieder: rotzfrech bis hochprovokant, gleichzeitig tief melancholisch und mit dem weinenden Auge zwinkernd – eindeutig „made in Russia“! Im Gepäck hat er einen brandneuen Song, den er extra für die Stadt Erlangen geschrieben hat. Er heißt „Erlangen, du bist schuld!“

– gesprochen: Bqubik. Unser Main-Act, da wirklich wahnsinnig schwer zu kriegen. Ein Live-Erlebnis der Sonderklasse. Egal ob das Augsburger Brecht Festival, die Buchmessen Deutschlands oder das Goethe Institut in Minsk. Egal ob MTV, Viva oder die McLaren Mercedes VIP-Party mit Häkkinen, Bobele und den Klitschkos. Egal ob Arte, ZDF, BR oder SWR. Jeder hat sie schon einmal gebucht, denn niemand kann sich der Energie entziehen, die Pheel, seines Zeichens bester Beatboxer Deutschlands, und Tobias Borke, Freestyle-Rap-Virtuose und fünffacher Finalist (!) der deutschen Slam-Meisterschaften, auf der Bühne erzeugen. Erlangen wird sie bald kennen lernen.

Auch im Wettbewerb geben sich einige herausragende Bühnenpoeten die Ehre:

Pauline Füg ist nicht nur studierte Psychologin, sondern eine der momentan erfolgreichsten weiblichen Performance-Poetinnen in Deutschland und erreichte bei den deutschen Slam-Meisterschaften 2006 und 2007 das Finale im Einzelwettbewerb. Die gebürtige Leipzigerin erregte große Aufmerksamkeit mit ihren Fernsehauftritten (WDR, BR), Texte finden sich in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften (u.a. Reclam Verlag, Macondo). Zusammen mit Tobias Heyel und Ludwig Berger hat sie zudem die Electrolyro-Band „Großraumdichten“ gegründet, die im November 2008 im E-Werk für absolute Begeisterung sorgte – demnächst erscheint das erste Studio-Album. Auf der Erlanger Slambühne hat Pauline Füg laut eigener Aussage damals ihre Karriere begonnen, weshalb die Teilnahme am E-Poetry-Jubiläum für sie selbstverständlich ist.

Toby Hoffmann ist eigentlich Frontmann der international von der Kritik gefeierten Band „Ira“ (www.iraism.com), verzeichnet aber auch als Lyriker große Erfolge und wurde u.a. mit dem Ravensburger Literaturpreis ausgezeichnet, sowie bei Lyrikedition 2000, Sprechstation und zeter & mordio verlegt. Hoffmann gilt bundesweit als begnadeter Performance-Poet und überzeugte sein Publikum bei bisher über 300 sprachgewaltigen Auftritten in ganz Europa. Aufrüttelnd, politisch, desillusioniert und trotzdem immer noch wunderbar träumerisch bedient sich Hoffmann einer sehr ausgefeilten Sprache. Seine Poesie attackiert mal sanft, mal heftig die sog. Spaßgesellschaft, die Gedankenlosigkeit und Illusion, bleibt dabei stets wohltuend selbstreflexiv und schafft es so immer wieder, mit „Samthandschuhen am Stacheldraht zu zerren“. Sein gewaltiges Stimmvolumen tut das Übrige.

Matthias Kröner lebt mittlerweile als Autor und Journalist in Lübeck, ist aber ein waschechter Franke und trat zuletzt als Mitglied der „Literaturband Mundpropaganda“ im Nürnberger Raum in Erscheinung. Er blickt auf zahlreiche Buchveröffentlichungen zurück (die Liste seiner Publikationen umfasst zwei Seiten!) und ist mehrfacher Preisträger des Literaturpreises der Nürnberger Kulturläden, u.a. in der Sparte „fränkische Mundart“. Natürlich hat er auch den Erlanger Slam einmal gewonnen, außerdem trat er zusammen mit Paula Posaune und Jan Siegert im Team-Wettbewerb der deutschen Slam-Meisterschaften 2003 in Frankfurt/Darmstadt an.

Andreas „Commandante“ Grimm ist ein absolutes Unikat unter den deutschsprachigen Bühnenpoeten. Keiner, wirklich keiner kann ein vergleichbares Gesamtwerk vorweisen. Über 2200 Texte hat er in den letzten 15 Jahren geschrieben. Dabei ist die Lektüre eines Grimm-Werkes jedem literaturbegeisterten Menschen ein Genuss. Denn nicht nur in Bezug auf Masse, nein, auch in Hinsicht auf die sprachliche Qualität spielt keiner in seiner Liga. Ein tragischer Hauch umweht deshalb dieses in der Tradition von Heiner Müller stehende literarische Schwergewicht. Viel zu oft fällt er mit seinem eigenwilligen Erscheinungsbild und Auftreten beim Publikum durch oder erntet nur mäßigen Applaus, da die meisten Zuschauer seinen Worten beim bloßen Zuhören einfach nicht zu folgen im Stande sind – dabei kann sich auch sein Vortrag wirklich sehen lassen. Einzige Ausnahme: die Slam-Meisterschaft 2003, anlässlich der er seine Texte qualitativ drosselte bzw. vereinfachte und prompt das Finale erreichte. Die Mehrzahl der erfolgreichsten deutschen Bühnenpoeten und zahlreiche Veranstalter im gesamten deutschsprachigen Raum jedoch sind echte Grimm-Fans, die Gewinner und Finalteilnehmer des Nationalslams 2001 in Hamburg verliehen ihm aus ihrer Hochachtung heraus anno dazumal den Spitznamen „Commandante“. Dabei war damals auch Jan Siegert, der ihn sich nun zum 7. Geburtstag des Erlanger Slams auf die Bühne wünscht.

Bybercap X pseudonymisiert sich ein junger Mann aus Erlangen, der unserem Slam seit Jahr und Tag die Treue hält. Der Gymnasiallehrer setzt sich manchmal ans Piano und begleitet musikalische Gäste. Manchmal nimmt er am Wettbewerb teil und bereichert ihn mit seinen souverän vorgetragenen Texten, die laut Bybercap stets von Liebe und Dialektik handeln, also den wichtigsten aller Themen. Seine Werke sind in der Regel sehr eingängig und sorgen für gespannte Stille, jedoch allzeit hintergründig, ab und an provokant und mit subtilen Widersprüchen unterlegt. Hier kann nur derjenige die volle Tiefe der Texte (zumeist Kurzgeschichten) erfassen, der auch zwischen den Zeilen zu lesen vermag. 2008 vertrat er Erlangen bei den deutschsprachigen Slam-Meisterschaften in Zürich und wie schon im Jahr zuvor auch bei den fränkischen Meisterschaften. Das X in seinem Künstlernamen übrigens ist Variable, die kurz vor der Show mit konstant wechselndem Zusatz versehen wird. Wie wäre es diesmal mit „Bybercap Seven“?

Nicole Paskow ist eine junge Erlanger Lyrikerin, die im Februar 2002, also beim zweiten Slam im E-Werk überhaupt, gleich das geschafft hat, was schon seit Beginn der Showreihe Grundüberzeugung der Veranstalter gewesen ist: zwar werden ständig wechselnde waschechte Bühnenprofis nach Erlangen geholt, aber auch diese können im Wettbewerb (der selbst wiederum nur ein überbewertetes Spiel ist) gegen absolute Neulinge verlieren, wenn einfach die Textqualität stimmt und im Vortrag der richtige Ton getroffen wird. Nicole Paskow trat mit wunderschöner, aber eben mit klassischer Lyrik gegen den damals als unbesiegbar geltenden Wehwalt Koslovsky an und setzte sich im Finale durch – völlig zu Recht. Wer sich gern in lyrischen Exkursionen ins Zwischen- und Allzumenschliche verliert, sollte sich Frau Paskow vormerken. Wenige Worte, eine sanfte Stimme und sehr viel Gefühl.

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