Rückblick zum Dezemberslam

Ein Poetry Slam braucht kein Weihnachten

(Gastbeitrag des Reflexmagazins)

Weih­nachts­zeit ist Slam­zeit – so wie jede andere Jah­res­zeit auch. Des­we­gen gab´s bis auf die Auf­for­de­rung des Mode­ra­tors Lucas Fass­nacht an das Publi­kum, lie­be­voll weih­nacht­lich gestimmt zu sein, auch keine Weih­nachts­stim­mung – eine will­kom­mene Abwechs­lung in der zwang­haf­ten Weihnachtsharmonie.

Statt­des­sen sorgte Lie­der­ma­cher Gym­mick, Kul­tur­preis­trä­ger der Stadt Nürn­berg, mit sei­nem Anti-Nürnberg-Song für das rich­tige Maß an Sar­kas­mus, wobei er Ali­cia Keys, deren Melo­die zu New York (Empire State of Mind) zugrun­delag, stimm­lich quasi in nichts nach­stand. Spä­tes­tens nach „Für dich soll´s gelbe Nel­ken wel­ken“ hatte er die Lacher auf sei­ner Seite und Zeit­mes­ser Johan­nes stieg mit sei­nem Zeit­mess­ge­rät, der Tri­an­gel, beglei­tend ein.

Gymmick beim Poetry Slam Erlangen im Dezember 2013

Musi­ker Gymmik

Und dann gab´s beim eigent­li­chen Slam einige Texte, die so gar nichts von weih­nacht­li­cher Har­mo­nie hat­ten. So beschrieb Robert Kay­ser den Traum eines Ener­gie­kon­zern­chefs, in dem die­ser die als auto­ri­tä­rer Herr­scher sei­ner „Brü­cken­staats­form“ die Welt­herr­schaft über­nimmt, bis er schließ­lich im Nacht­club auf­wacht und auf dem Hin­tern einer Tän­ze­rin die Auf­schrift „Atom­kraft – Nein, Danke!“ entdeckt.

Auf­be­geh­ren in vie­ler­lei Hinsicht

Emir Tag­hi­kani plä­dierte im Anschluss für das Auf­be­geh­ren der Söhne gegen kar­rie­re­o­ri­en­tierte, pro­fit­ver­ses­sene Väter, bevor Tobias Kunze anschau­lich sein Auf­be­geh­ren im Apple-Geschäft in „The day my mac­book died“ dar­stellte. Ein biss­chen auf­be­geh­re­risch gab sich auch Fran­ziska Wil­helm, wenn sie ihre Jugend-Bandkarriere in Senio­ren­hei­men beschrieb, die kapi­ta­lis­mus­kri­tisch been­det wurde, als eine kirch­li­che Orga­ni­sa­tion sie außer­dem für Chris­t­rock anwer­ben wollte.

Into­le­ranz, Vor­urteile und Gelassenheit

Finalist Maximilian Humpert  beim Poetry Slam Erlangen im Dezember 2013

Sie­ger Maxi­mi­lian Humpe

Das Finale gestal­tete sich viel­fäl­tig: Robert Kay­ser ließ Bat­man und Super­man über Into­le­ranz spre­chen, Tobias Kunze griff sämt­li­che Vor­ur­teile zum Thema Nah­rungs­mit­tel­her­stel­lung auf. Sie­ger des Abends wurde Maxi­mi­lian Hum­pert aus Köln mit einem Mit­mach­text, bei dem das Publi­kum durch gemein­sa­mes Ein- und Aus­at­men Gelas­sen­heit prak­ti­zierte. Diese braucht zum Bei­spiel der Chabo,wenn er nicht weiß, wer der Babo ist, erklärte Humpe und for­derte dazu auf, auch als per­so­ni­fi­zier­ter Scheiß­ma­gnet cool zu sein. Sein Plä­do­yer für Gelas­sen­heit for­mu­lierte er am Ende sei­nes Tex­tes rap­pend auf einen vom Publi­kum erzeug­ten Rhyth­mus. Mit dem­sel­ben Rhyth­mus applau­dier­ten die Zuschauer dann schließ­lich auch für sei­nen ein­deu­ti­gen Sieg. Einig­keit herrschte an die­sem Abend also bezüg­lich des Gewin­ners – viel­leicht kann das der Weih­nachts­stim­mung zuge­schrie­ben werden.

Vera Pods­kalsky

Hier die Galerie zum Abend:

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