Archiv der Kategorie: Rückblick

Rückblick auf den Novemberslam 2013

Ein Gastbeitrag des Reflexmagazins

Kleine Männchen – Bitches — Death Metal — Königreich für Schokolade

Eine bekannte Tech­nik zur Reka­pi­tu­la­tion der Inhalte eines Poe­try Slams vor der Abstim­mung stellt die Stich­wort­su­che dar – warum also nicht den gest­ri­gen Slam im E-Werk auch genauso beschreiben?

Kleine Männ­chen

Ein klei­nes Männ­chen, das auf einem Motor­rad in Gras­hal­men ver­schwand, kam in Mär­chen­spra­che aus­ge­feilt bei Peter Bähr vor, der inzwi­schen für in krea­ti­ver Absur­di­tät ange­sie­delte Fan­ta­sie­texte bekannt ist. Zuvor hatte Fina­list Tho­mas Schmidt, auf­grund eines Sat­zes von Chris­tine Hadert­hau­ers die Euphe­mis­mus­zwerge ent­deckt, die das tat­säch­li­che Elend wort­ge­wandt ver­schlei­ern. Und auch Max Schulle, der den Anfang machte, musste sich mit klei­nen Männ­chen her­um­schla­gen — in Form von „Kin­dern aus dem Para­dies“, die sich sei­nen Erfah­run­gen als Feri­en­be­treuer nach nicht ganz so para­die­sisch ver­hal­ten. Da wären bei­spiels­weise der selbst­mord­ge­fähr­dete Samuel oder Bitch Jes­sica zu nennen.

Bit­ches

Mit einer Bitch siegte außer­dem Tobias Schmolke aus Bay­reuth, mit der BWL-Bitch näm­lich, die eine immense Zahl an Text­mar­kern besitzt und ihre Wim­pern­tus­chefarbe mit dem Innen­fut­ter der Hand­ta­sche abstimmt. Nicht allzu kli­schee­haft wurde es durch eine ordent­li­che Por­tion Selbst­iro­nie, die er in sei­nem ers­ten Text bei sei­ner Beschrei­bung als pädo­phi­ler Nazi, der im Bus für eine Früh­ge­burt und einen Todes­fall sorgt, auf die Spitze getrie­ben hatte. Ein biss­chen Bitch war dann auch Kathi Mock, wenn sie im Finale ihr Ver­hal­ten gegen­über einer ner­vi­gen Freun­din unter Ver­wen­dung zahl­rei­cher rück­über­setz­ter Angli­zis­men, wie „Nacken­trä­ge­r­ober­teil“, beschrieb.

Death Metal

Zuvor hatte sie im Rah­men der Reihe Was ist Kunst? über­zeu­gend über Death Metal infor­miert und war mikro­fon­zer­stö­rend von der Bühne gerauscht. Das wäre Kid Wol­ken­krat­zer, die für die musi­ka­li­sche Unter­ma­lung des Abends sorg­ten, und eher im Bereich des deutsch­spra­chi­gen Soft­rocks anzu­sie­deln sind, garan­tiert nicht pas­siert. Musik kam außer­dem von klin­gen­den Becken, wenn die Zeit über­schrit­ten wurde. Sie gehö­ren zum neuen Instru­men­ten­in­ven­tar, mit dem der Ablauf der 7-Minuten-Begrenzung ange­kün­digt wer­den kann, nach­dem es keine Hupe mehr gibt (Reflex berich­tete).

König­reich für Schokolade

Ein Stich­wort, das noch erwähnt wer­den muss, weil Debbie Sche­foer in ihrem Mit­mach­text der Schock­ef­fekt sehr gut gelang: Hatte das Publi­kum zu Beginn noch eif­rig „ein König­reich für Scho­ko­lade“ geru­fen, so bekam das Stich­wort nach der Erwäh­nung der scho­ko­la­den­her­stel­len-den Kin­der­ar­bei­ter, nur noch von ihr aus­ge­spro­chen, einen uner­träg­li­chen Beigeschmack.

Stim­mung und Inhalte also unter­schied­lichst und viel­fäl­tig — wie zusam­men­hangs­lose Stich­wör­ter, die in einer Rezen­sion zusam­men­ge­fügt wer­den. Zum nächs­ten Mal im E-Werk wie­der am 15. Dezember.

Vera Pods­kalsky

Bilder des Abends

Rückblick in Bildern Oktober 2013

Was für ein großartiger Abend beim gestrigen Poetry Slam im E-Werk Erlangen. Zehn Kontrahenten traten in 3 Runden gegeneinander und für das Publikum an und wir erlebten ein spannendes Finale mit vier PoetInnen:

Thomas Jurisch
Meike Harms
Sven Kemmler
Micha El Goehre

Letztgenannter konnte sich dann gegen die Mitfinalisten durchsetzen. Wir gratulieren herzlich!

Hier findet ihr eine Auswahl an Bildern vom Abend>
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Rückblick auf den Septemberslam

(Gastbeitrag des Reflexmagazins)

 

Der Slam tanzt

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Miro Bebic erzählte beim Poe­try Slam vom cools­ten Kom­mis­sar der Welt!

Die Hupe war ein uner­setz­li­ches Requi­sit des Erlan­ger Poe­try Slams. Sie diente dazu, Poe­ten, die mehr als sie­ben Minu­ten spra­chen in ihre Schran­ken zu wei­sen. Olli war der, der dar­über zuletzt wachen sollte, Beim Open Air Slam wäh­rend des Poe­ten­fes­tes. Da die Poe­ten es Olli lang­wei­lig wer­den lie­ßen, machte er die Hupe erst blau und ließ sie dann auf nim­mer wie­der­se­hen ver­schwin­den … Unter dem Vor­zei­chen die­ser Krise, bestrit­ten Lucas Fass­nacht, die Poe­ten sowie die vie­len Zuschauer und Assis­ten­ten den Abend ganz gut. Und sie lern­ten sogar was dabei.

Schrei­ben kön­nen ist nicht immer von Vor­teil, erfuhr das Publi­kum in der zucker­sü­ßen Kindergarten-Lovestory von Mar­vin Schod­lock. Stimmt. Und nur, weil man rich­tig gut schrei­ben kann, gewinnt man nicht unbe­dingt beim Poe­try Slam – beson­ders, wenn gleich so viele begabte Men­schen im Ren­nen sind. Pau­line Füg war dabei, Miro Bebic, Byber­cap, Max Schulle, Hen­rik Szanto … Eine Aus­wahl exqui­si­ter Wort­fech­ter tum­melte sich da auf der Bühne. Sie mach­ten es Lukas Fass­nacht nicht immer leicht, den Run­den­sie­ger zu ermitteln.

 

 

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Sie­ger des Abends: AIDA

Wenn Text sich auf Tanz reimt

Wer von die­sen wacke­ren Tas­ten­klop­fern und Feder­schwin­gern nicht über die Vor­runde hin­aus kam, hatte doch meist den Gewin­ner­text für einen ande­ren Slam dabei. Bemer­kens­wert vor allen ande­ren war der Text von Peter Bähr. Mit geschlos­se­nen Augen rezi­tierte er sei­nen Goldf­isch. Einer absur­den Bege­ben­heit: Ein Kla­vier­spie­ler stellt eines Tages fest, dass ein Gold­fisch im drei­ge­stri­che­nen C fest­sitzt. Trotz sei­ner slam-fremden Spra­che, die schon eine ordent­li­che Patina ange­setzt hat, gelang es Bähr, das Publi­kum zum Lachen und Klat­schen zu bringen.

Sie­ger des Abends war ver­dient und mit dickem Sym­pa­thie­bo­nus der Slam­mer AIDA aus Erfurt. Schon mit sei­nem Text über den Dis­ko­be­such eines Schüch­ter­nen, eroberte er die Her­zen des Publi­kums. Und als er dann zum Schluss auch noch sei­nen Text sinn­reich mit Bal­lett­ein­la­gen anzu­rei­chern, gab es kein Hal­ten mehr. Einen sym­pa­thi­sche­ren Sie­ger heißt es lange suchen: Nach­dem er Stan­ding Ova­tions für Lucas Fass­nacht orga­ni­siert hatte, teilte AIDA sei­nen Preis, eine rie­sige Bier­fla­sche gleich mit allen Beteiligten.

Bes­ser gewählt!

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Johanna Moll stahl den Poe­ten nicht die Show, aber viel­leicht hätte sie es geschafft

Seine bei­den Geg­ner im Finale, Paula Füg und Hen­rik Szanto freu­ten sich ganz selbst­ver­ständ­lich mit AIDA. Bis auf den Kör­per­ein­satz stan­den ihre Texte dem des Sie­gers in nichts nach. Szan­tos gran­diose Anlei­tung für ein Leben im Stock­werk über einem Wie­ner Puff sorgte für ordent­lich Zwerch­fell­mas­sa­gen und schloss darin bün­dig mit dem Vor­run­den­text über die rich­tige Cocktail-Karten-Exegese. Paule Füg spielte am Sonn­tag eher in Moll, dabei aber so bewe­gend, dass man den Tren­nungs­schmerz tief ins Herz ste­chen fühlt, wenn sie erzählt, wie sie ihre Bezie­hung mit der Stadt Han­no­ver been­det hat.

Aus­sicht auf einen Sieg hätte aller­dings auch Johanna Moll gehabt, die den Abend musi­ka­lisch beglei­tete. Gran­diose Musik und außer­ge­wöhn­li­che Texte — sie war die heim­li­che Köni­gin des Slams und beste Wer­bung für ihren Auf­tritt in der Kof­fer­fa­brik in Fürth am 4. Okto­ber um 20 Uhr, dann zusam­men mit dem Hartz 5 Orchester.

Der Poe­try Slam war ein wun­der­ba­res Schluss­licht für die Woche und eine gute Art, dem Rum­mel um die Land­tags­wah­len zu ent­ge­hen. Die Abwe­sen­heit der Hupe fiel nicht wei­ter auf. Kein Poet über­schritt sein Zeit­kon­tin­gent. Eine ersatz­weise ange­schaffte Tröte durfte den Abend schwei­gend in der vier­ten Reihe ver­brin­gen. Ein Slam ist kein Slam und am 20. Okto­ber geht es schon wie­der wei­ter, natür­lich wie­der im E-Werk Erlan­gen.

Den­nis Dreher

Alle Bilder vom September-Slam könnt ihr in unserer Gallerie anschauen

Ein kleiner Rückblick auf den Open-Air-Poetry-Slam zum Poetenfest 2013

Bestes Wetter, beste Stimmung, beste Poeten und ein best-gelauntes Publikum. Freier Eintritt und ein krachend voller Garten im E-Werk Erlangen. Logisch, ist ja auch Poetenfest und das Line-Up bot eine handverlesene Auswahl mit den besten Slammern Deutschlands (Pierre Jarawan, Andy Strauß, Dalibor, Pauline Füg, Alex Burkhard). Musikalisch umrahmt, wenngleich nicht weniger poetisch, wurde die Show von Frank Spilker (bekannt von der Band „Die Sterne“).

Nach spannenden zwei Runden mit abwechslungsreichen Texten auf höchstem Niveau fiel es dem Publikum und Moderator Lucas Fassnacht nicht gerade leicht eine gerechte Entscheidung zu treffen. Nach einiger Diskussion stand schließlich Andy Strauß und Pierre Jarawan im fesselnden Finale.

Am Ende gratulierten wir dem Gewinner Pierre Jarawan, dem brüderlich der Sieg des Open-Air-Slams zum Poetenfest von Andy Strauß überlassen wurde. Normalerweise wäre wohl sonst ein klassischer Fall von Doppelsieg fällig gewesen, wie er seit über einem Jahrzehnt so häufig in Erlangen praktiziert wird.

So aber wurde Pierre Jarawan Erster und Andy Strauß konnte sich mit dem (nicht vorhandenen) Fair-Play-Pokal schmücken.

Den Hauptgewinn, eine XXXL-Flasche Bier, haben sie freilich dann gemeinsam mit den anderen PoetInnen geleert. Zusammen feierten wir das Ende des Sommers und Dank Petrus blieben auch an diesem Abend die Himmelstore geschlossen.

Hier findet ihr ein paar Bilder

Und die Gästebucheinträge des Abends könnt ihr hier nachlesen:
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Wer keinen Gästebucheintrag platzieren konnte oder sonst noch Senf zum abgeben hat, der kann dies gerne unten im Kommentarfeld tun, wenn auch nur mit Buchstaben und Zahlen.

Und wer jetzt immer noch nicht genug hat, kann sich auch noch die Bildergallerie von den Erlanger Nachrichten zu Gemüte führen.

Und wer jetzt grundsätzlich noch nicht genug vom Poetry Slam im E-Werk Erlangen hat, der kommt einfach am 15. September 2013 um 20 Uhr wieder vorbei und wir slammen gemeinsam in die neue Saison 2013/2014.

Euer Orga-Team von e-poetry.de