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Poetry Slam am 12.02.12 – ACHTUNG BEGINN AB SOFORT 20 UHR!

Sonntag, 12.02.2012
E-Werk, Erlangen (Clubbühne)
Einlass 19:00 Uhr
Beginn 20:00 Uhr
Eintritt 7€

Da kommen sie wieder, die Bühnenpoeten aus nah, fern und ziemlich fern, um sich im E-Werk dem großen Dichterwettstreit zu stellen. Im Rahmenprogramm der Februar-Show darf man sich außerdem auf den Berliner Performance-Poet, Autor und Regisseur Volker Strübing freuen, der das Kunststück vollbracht hat, die deutschen Poetry Slam Meisterschaften sowohl in der Kategorie Einzel als auch im Team Wettbewerb zu gewinnen. Dazu gibt es Live-Musik der bezaubernden Sorte von und mit Paula Linke.

Im Wettbewerb treten an:

Jan Philipp Zymny (Wuppertal)
Svenja Gräfen (Koblenz)
Sevi (Linz, AT)
Maximilian Humpert (Köln)
Lucas Fassnacht (Erlangen)
Jonathan Baumgärtner (Nürnberg)
Eny42 (Amberg)
Team SLAMOWAR (Nürnberg, Erlangen, Ansbach)
Sieglinde Holzknecht (Nürnberg)
Harmoniebär (Erlangen)

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Doppelrückblick auf die Juni-Slams 2011

Zwei Slams in zwei Tagen, das hatte der Juni in Erlangen zu bieten – kurz bevor sich die Kultur eine Weile in ihre Berg-Pause verabschieden musste.

Bereits am 3. Juni gab es eine kleine, eintrittsbefreite Kurzausgabe des EPS unter freiem Himmel anlässlich der Sternen Nacht auf dem Martin-Luther-Platz zu hören, der sich sehen lassen konnte. Lucas Fassnacht (Erlangen), Peter Parkster (Nürnberg), Max Kennel (Bamberg) und Der Tom (Magdeburg) sorgten in zwei Runden für eine abwechslungsreiche Show, bei der trotz zufälliger thematischer Schwerpunktsetzung bei den Themen Gott und Sex auch zu frühabendlicher Stunde kein Blatt – außer manchmal das mit dem Text drauf – vor den Mund genommen wurde.

Für den musikalischen Rahmen sorgte die Wahl-Erlangerin Paula Linke, mit sanften und bezaubernden Songs von frühsommerlicher Leichtigkeit, die für einen guten Kontrast zum Wettkampf sorgten. Den schließlich entschied Max Kennel für sich, und übrigens war das schon sein zweiter Sieg in diesem Jahr.

Nur zwei Tage später fand der letzte reguläre Erlanger Slam vor der Sommerpause statt – wobei sich der Sommer an diesem Tag schon einmal von seiner unangenehmen Seite zeigte angesichts der drückenden Schwüle, die am 5. Juni herrschte. So erlebten wir einen feinen, sehr poetischen Abend, der schon vor Beginn schweißtreibend war.

Die Siegerin des Juni-Slams kommt aus Marburg (wo dereinst die Gebrüder Grimm studierten) und heißt Theresa Hahl. Als Origami-Falterin an den Schnittstellen der Wahrheit überzeugte sie mit ihrem unverwechselbaren Vortragsstil und eigenwilligen lyrischen Perspektiven auf Ruhepole in Zeiten im Schnelldurchlauf.

Frank Klötgen, der mit ihr im Finale stand, verlor sich ganz in einer wortgewaltigen, aber sehr getragenen und philosophischen verbalen Kamerafahrt in den Mikrokosmos einer grünen Wiese – ganz im Gegensatz zu Runde 1, wo der Essener (der übrigens auch Frontmann der Band Marilyn’s Army ist) mit einem sprachlichen Wunschbrunnen hadernd einen virtuos geschriebenen und performten Hochgeschwindigkeitstext zum Besten gab, an den wir hier noch lange erinnern werden

In einer selten so knapp gewesenen und daher auch sehr streitbaren Mehrfachabstimmung am Ende von Runde 1 hatte Klötgen sich gegen den Heidelberger Tobias Gralke durchgesetzt, der mit seinem ruhig vorgetragenen Hochlied auf die Poesie stellenweise für echte Gänsehautmomente sorgte.

Ähnlich eng war es für Katja Hofmann aus Halle, die mit der charmantesten Hasstirade seit langem und einem sofort nachgelegten romantischen Text für ausgeglichenes Bühnenkarma sorgte.

Ebenfalls knapp ausgeschieden war Wolf Hogekamp, einer der absoluten Gründungsväter des Poetry Slams in Deutschland, der für ordentlich Berliner Luft auf der Bühne sorgte, als er seine Heimatstadt und den originären Kommunikationsstil ihrer Bewohner zu mehreren, variantenreichen Texten verdichtete („Janz Berlin ist eine Wolke“).

Und auch darüber hinaus war dieser schöne Abend einer, den ich an eurer Stelle nicht verpasst haben möchte! Da wäre beispielsweise die Piratenballade von Sage Dragon aus Forchheim zu nennen, der das Publikum die akkustischen Effekte zu seiner Schauermär generieren ließ (wobei vor allem der sich auf einzigartige Weise verselbstständigende Meereswind unvergesslich bleiben wird). Axel Horndasch aus Erlangen ließ die Zuschauer Monate und Jahreszahlen auswählen, zu denen er jeweils das dazugehörige Gedicht seiner aktuell jubilierenden Homepage www.gedicht-des-monats.de vortrug. Leonie Mühlen aus Landsberg stellte die lebensverlängernden Maßnahmen längst herztoter Freundschaften in Frage. Schlumpf aus Erlangen, der unfallgeschädigt auf Krücken die Bühne entern musste, zelebrierte Rückblick, Tragik und Traurigkeit ohne jedes Zugeständnis an die allgegenwärtige Unterhaltungsorientierung. Der Heidelberger Philipp Herold überführte eine waschechte Liebeserklärung in die Termini der Fußballberichterstattung – mehr als nur eine plumpe Referenz an die Frauen-WM!

Last but ganz sicher not least sei noch dem Stuttgarter Tino Bomelino ein Dank und ein „Chapeau!“ gesprochen, der uns ein erfrischend unkonventionelles Rahmenprogramm irgendwo zwischen intelligenter Comedy, musikalischer Hingabe und experimenteller Verspieltheit (ich will auch so einen Looper!) servierte – nebst eines längst überfälligen Experiments zur Eruierung des Zusammenwirkens der humoristischen Reaktion auf einen Witz und dem Zusammengehörigkeitsgefühl des Publikums.

Rückblick auf den Poetry Slam im Dezember

Was für ein schöner Jahresabschluss! Ebenso viele Zuschauer wie im Vormonat füllten die Clubbühne mit äußerst guter Laune und begeisternder Atmosphäre. Die Bilder des Abends findet ihr hier.

Im Rahmenprogramm hatte die junge Musikerin Paula Linke aus Erlangen ihren allerersten Auftritt auf einer großen Bühne, den sie nicht nur mit Bravour meisterte, sondern außerdem das Publikum mit schönen selbstgeschriebenen Songs und gefühlvoller Stimme (begleitet von Gitarre und Entenflöte) zu Beginn der beiden Runden in Entzücken versetzte. Auf baldiges Wiedersehen, liebe Paula!

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Der Landauer Indiana Jonas eröffnete den Wettkampf mit Gedanken zur Kunst an sich, um bald darauf seinen Gramma-Tick öffentlich zu machen und in all seiner Schizophrenie vorzuführen. Adrian Baumeister aus Erlangen verlas einen Drehbuchentwurf zu einem weihnachtlichen Trash-Horrorstreifen, namentlich und inhaltlich „Angriff der Mozartkugel-Zombies“. Die Erlangerin Sakura Dojo sezierte aus ihrem U-Boot heraus die eigene unstete Innenwelt in poetische Verse, die nach Art einer nüchternen Bestandsaufnahme vorgebracht wurden. Der Neu-Nürnberger Tobias Föhrenbach beendete die erste Runde mit einer epischen Liebesgeschichte von Lyona und ihrem leidenschaftlichen Franzosen Salami, die schließlich in virtuoser Performance zur Götterdämmerung auf der Schlachtplatte gesteigert wurde. Sowohl Indiana Jonas als auch Tobias Föhrenbach zogen ins Finale ein.

Unser zweiter special guest, Jon Sands aus New York City, brachte schließlich internationales Flair auf die Bühne und zeigte eindrucksvoll, dass in puncto Performance in den Staaten doch noch auf einem etwas höheren Niveau geslammt wird. Mit viel Esprit, Herzblut und intelligenten Texten – manchmal emotionalen und ernsten Werken, manchmal augenzwinkernden Betrachtungen aus dem Bauch der Megalopole heraus – zog er Zuschauer wie Teilnehmer am Ende jeder Runde in seinen Bann. Dabei wurde er bei einigen Stücken von Paula Linke an der Gitarre begleitet, nachdem die beiden sich kurz vor der Show kennen gelernt und diese Kolabo spontan auf die Beine gestellt hatten.

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Jon hat sich übrigens sehr wohl gefühlt bei uns in Erlangen, war begeistert vom überdurchschnittlich offenen und interessierten Publikum und weiß nun außerdem, was sich hinter dem Begriff „Bavaria“ verbirgt 😉
Noch eine Info für langjährige Stammzuschauer: Derrick Brown aus Los Angeles, der erste US-Slampoet, der damals 2002 beim Erlanger Slam aufgetreten war, ist Jon Sands Verleger und Mentor – und so geht eine langjährige Besuchstradition auf die nächste Generation über…

Iris Schwarz aus Berlin ordnete sich als erste Teilnehmerin in Runde Zwo selbst in die gehandicapte Randgruppe der Jugendlichen ein und plauderte in sympathischer hauptstädtischer Unverfrorenheit hinsichtlich ihrer täglichen Hürden und Bürden aus dem Nähkästchen. Der Erlanger Merlin debütierte mit einem ausladenden lyrischen Werk zur differenzierten Selbstbetrachtung im „Manchmal“-Modus auf unserer Slambühne. Jazzkeks aus Karlsruhe erregte sich „Regenbogen kotzend“ am Zustand akuter Frischverliebtheit bei Mitmenschen und beim eigenen Spiegelbild, welches sie aktuell mit wie Barbies Traumkleid glitzernden Augen anstrahlt. Und am Ende der Runde servierte der Nürnberger Daniel Nuber einen politisch nicht unbrisanten, aber durch seinen eigenen Migrationshintergrund (laut Selbstauskunft) legitimierten kabarettistischen Rundumschlag der schärferen Sorte, dem keine herrschende politische und religiöse Klasse ungeschoren davon kam. Runde Zwo ging an Iris Schwarz aus Berlin.

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Im Finale wurden noch einmal alle Geschütze aufgefahren: der idealistische Berufswunsch Lehrer als apokalyptische Albtraumvision im Kriegsgebiet Klassenzimmer (Jonas), das Slamsieg-Rezept als Blaupause und die nicht zu unterschätzende Wirkung von schüchternen Mädchen mit Zopf (Schwarz) sowie ein Rap- bzw. Reb-Battle der Weinsorten mit viel Fachwissen und einem furiosen MC Spätburgunder (Föhrenbach). Am Ende applaudierten die Zuschauer Indiana Jonas zum Sieger des Abends, der damit unter Beweis stellte, dass man auch von der ungünstigen Startposition 1 heraus noch den poetischen Wettstreit für sich zu entscheiden vermag. Herzlichen Glückwunsch und alles Gute für die Zukunft als Lehrer 😉

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Der Slam kehrt am 23. Januar 2011 zurück ins E-Werk, dann auf die große Bühne im Saal. Und keine Sorge, weil unser exklusives Vorverkaufskontingent am 12.12. innerhalb weniger Minuten leergekauft worden war – bei unserer Jubiläumsslam haben wir mehr als doppelt soviele Plätze wie in der Clubbühne und es wird genügend Tickets an der Abendkasse geben.

Wir wünschen euch einen gediegenen Jahresausklang, schöne Feste und gute Rütsche!

… und wer noch ein Review lesen will, den legen wir den Blogeintrag des Reflexmagazins ans Herz